Hintergründe und Ziele
Mit ~65.000 Neuerkrankungen und ~15.000 Todesfällen pro Jahr ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland. Es konnte gezeigt werden, dass die Messung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut die Prostatakrebs-spezifische Sterblichkeit um ~20% senkt. Jedoch ging dies mit einer Überdiagnose einher, d.h. Krebs, der zu Lebzeiten keine Beschwerden verursacht hätte. Mittlerweile gibt es überzeugende Hinweise, dass diese Überdiagnose deutlich reduziert werden kann, wenn bei Männern mit erhöhtem PSA-Wert zur weiteren Abklärung zunächst ein bildgebendes Verfahren (Magnetresonanztomographie [MRT]) eingesetzt wird, bevor eine Gewebeentnahme der Prostata (Biopsie) durchgeführt wird. Außerdem hat sich die Messung eines ersten PSA-Wertes (Basis-PSA-Wert) im Alter von 45-50 Jahren zur Risikoeinschätzung als sinnvoll erwiesen, um je nach Basis-PSA-Wert kürzere oder längere Screening-Abstände zu empfehlen.
Seit Juli 2025 wird diese neue Art des Prostatakrebs-Früherkennung in der deutschen S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom empfohlen. Angesichts dieser Änderungen besteht dringender Forschungsbedarf, in welcher Form das neue Prostatakrebs-Screening im deutschen Gesundheitssystem etabliert werden könnte.
Eine erste wichtige Frage betrifft die Zugangswege. Da das neue Prostatakrebs-Screening mit der Entnahme einer Blutprobe beginnt, sind verschiedene Zugangswege denkbar. Neben niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen könnten dabei z.B. auch Apotheken eine Rolle übernehmen, um die Teilnahme zu erleichtern. Denn die Blutprobe für die PSA-Messung kann sehr einfach durch einen Stich in die Fingerkuppe („Kapillarblut“) entnommen werden. Es wurde gezeigt, dass diese Art der Messung gleichwertig ist gegenüber der üblichen venösen Blutentnahme in der Armbeuge.
Ziel der PRO-KAP-Studie ist in ausgewählten Apotheken in Bremen sowie in der Präventionsambulanz des Nationalen Krebspräventionszentrum in Heidelberg es zu prüfen, ob diese Art des Zugangs zum neuen Prostatakrebs-Screening in Anspruch genommen wird.